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Volksmusikschule

Die Volksmusikschule Weiz von 1946 bis 1954

Schon ein Jahr nach Kriegsende – 1946 – hat der musikbegeisterte Bezirkshauptmann Dr. Polzer die Kulturabteilung der Landesregierung dazu bewegt, die Errichtung einer Musikschule, die durch Zweigstellen den ganzen Bezirk erfassen sollte, in Angriff zu nehmen.

Mit Anfang 1947 wurde Josef M. Müller zum Direktor der Volksmusikschule Weiz ernannt.

Müller stürzte sich mit Feuereifer auf die Verwirklichung der vielen Pläne und innerhalb von nur eineinhalb Jahren war es geschafft. Die Volksmusikschule Weiz als Bezirksmusikschule mit Filialen in Passail, Gleisdorf, Pischelsdorf, Anger, Birkfeld , Ratten und St.Kathrein. Leiter der Zweigstelle in Birkfeld war damals schon Prof. Franz Bratl. Es begann überall ein großes Musizieren und Singen, ermöglicht durch die hingebungsvolle Tätigkeit ortsansässiger Musiklehrer, die vielfach an mehreren Orten eingesetzt wurden und schließlich auch Ergänzung durch Grazer Fachkräfte erfuhren. So unterrichtete z.B. Frau Elfriede Handler (damals noch Elfi Legat) in Weiz und allen Zweigstellen, wobei sie teilweise Sommer und Winter mit dem Rad in die Orte fuhr.

Müllers Ziel aber war, das Musikschulwerk des Bezirkes zu einem musikalisch-kulturellen Zentrum im Lande zu machen. Nicht nur der Unterricht für Schüler, sondern auch die Bildung von Instrumentalgruppen und Chören für die musikbegeisterte Allgemeinheit sollte eine Aufgabe der Musikschule sein.

Das Echo zu seinen Aufrufen war unerwartet groß. In der Weizer Zentrale entstand ein richtiges kleines Orchester und sowohl dort als auch in einigen Zweigstellen wurden Chöre gebildet. Schon im Juli 1947 fand im Saal des „Vereinshauses“, das damals der Musikschule als Quartier diente, eine erste Chor-Orchesteraufführung statt, die auch an anderen Orten wiederholt wurde. Konzertmeister des Orchesters war ALFONS SCHMIED; der später 35 Jahre lang Stimmführer der 2.Geigen des Tonhalle-Orchesters in Zürich war.

Auftakt zu den großen Konzerten der folgenden Jahre war dann die Aufführung von Mozarts Requiem im Juni 1948, die wegen des großen Andrangs noch zweimal wiederholt werden musste. Diese Großveranstaltungen waren eingebettet in die vielen Vorspielstunden, Klassenabende und Jahreskonzerte der einzelnen Musikschulen. Aufgefallen ist schon damals die kleine Edda Meißl (später König) durch ihren großen Fleiß und ihr Können.

Die umfangreiche Tätigkeit der Weizer Musikschule hatte sich mittlerweile bis Graz herumgesprochen und fand in den dortigen Zeitungen ein überaus positives Echo.

Vor mehr als eintausendfünfhundert Zuhörern, die aus der ganzen Umgebung und von Graz anreisten, wurde am 8. Mai 1949 in der Weizbergkirche das Deutsche Requiem von Johannes Brahms aufgeführt. Der Chor der Musikschule vereinigte sich hierbei mit dem Grazer Rundfunkorchester. Das Echo war sowohl beim Auditorium als auch in der Grazer Presse begeistert und man konnte sich darüber freuen, wie Intentionen und kulturelle Bedeutung der Weizer Tätigkeit erkannt und gewürdigt wurden.

Neue Zeit: Eine kulturelle Tat, eine wirklich kulturelle Tat ! Bedenkt man allein, dass es in einer Zeit der Theater-, Konzert- und Publikumskrisen in Weiz möglich war, rund zweihundert Mitwirkende aufzubieten und die Weizbergkirche mit etwa 1500 Hörern bis auf den letzten Platz zu füllen, muss man eigentlich um den künstlerischen Leistungs-Willen der Provinz keine Sorge mehr tragen.

Oststeirische Rundschau: Es war ein einzigartiges Ereignis der Musikgeschichte von Weiz ein Werk von solchem künstlerischen Ausmaß von Laien aufgeführt zu hören.

Wahrheit: Jedenfalls wurde mit dieser Aufführung eine erhebliche Kulturarbeit geleistet und hoffen wir, dass sich andere Musikschulen in der Steiermark daran ein Beispiel nehmen!

Der Erfolg mit dem Brahmsrequiem veranlasste sodann den Steirischen Rundfunk, Weiz in den Grazer Stephaniensaal einzuladen, um Mendelssohns „Elias“ aufzuführen. Mit rund 250 Mitwirkenden kam dort im April 1950 eine denkwürdige Aufführung mit gewaltigem Echo zustande.

So war das Ziel erreicht – eine leistungsfähige Musikschule, ein Bezirk als kulturelles Zentrum. All das wäre freilich nicht möglich gewesen ohne das Interesse, das kulturelle Niveau und die Begeisterungsfähigkeit der Bevölkerung in und um Weiz. Nicht zu vergessen sind die fördernden Mitglieder der Weizer Industriellen Familien Pichler, Mosdorfer, Schmidt und Schlacher.

Direktor Müller ist 1954 nach Wien zurückgekehrt, wo er nach mehrjähriger Dirigententätigkeit zum Direktor der Musiklehranstalten der Stadt Wien ernannt wurde (Heute Musikhochschule). Direktor Müller wurde zum Senatsrat ernannt und anlässlich seiner Pensionierung wurde ihm Das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien“ verliehen.

Viele Namen wären hier zu nennen, die das Musikleben von Weiz damals bereichert und getragen haben: Alle Lehrer, die selbst kleinere Chöre gegründet haben, die Instrumentalgruppen bildeten, die in Quartetten zusammen gespielt haben - wie Hannes Schwarz, Friedl Draxler verh. Schwarz, Grete Draxler, Verh. Kratochwill (†), und Alfons Schmied - alle Schüler und alle Sängerinnen und Sänger des Chores, die noch heute von den damaligen Zeiten schwärmen!

Roswitha Schlacher