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Vogelweider-Gasse

Walther von der Vogelweide, * um 1170, † um 1230, möglicherweise in Würzburg, Dichter mittelhochdeutscher Sangsprüche und Minnelieder. Er gilt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters.

Sein Geburtsort ist bis heute unklar und wird mangels urkundlicher Unterlagen wohl nie sicher anzugeben sein. Von seinem Herkunftsnamen „von der Vogelweide“ ist er schwer abzuleiten. Es gab im Mittelalter unzählige sogenannte Vogelweiden bei Städten und Burgen, wo man Falken für die beliebte Falkenjagd und Singvögel für die Wohnräume fing.

Der Hof in Wien war unter dem Babenberger Friedrich I. Herzog von Ostarrichi (Österreich) zu einem Zentrum der Dichtung und Kunst geworden. Hier lernte der junge Dichter seine Kunst vom angesehenen Meister Reinmar (dem Alten), dessen Tod er später in zweien seiner schönsten Gedichte betrauerte; im Herzog fand er seinen ersten Patron. Dieser glückliche Lebensabschnitt, während dem er vielleicht schon viele seiner Liebesgedichte schrieb, endete mit dem Tod von Herzog Friedrich im Jahr 1198. Danach wanderte Walther von Hof zu Hof, sang für Unterkunft und Essen, und hoffte ständig, dass er einen Patron finden würde, der ihn von seinem unsteten Leben befreien würde.

Nachdem er einige Zeit am Hof des als Mäzen berühmten Landgrafen Hermann I. von Thüringen verbracht hatte, warnte er andere Reisende vor einem längeren Aufenthalt dort. Und nachdem er drei Jahre am Hofe von Dietrich von Meißen (regierte von 1195 bis 1221) gelebt hatte, beschwerte er sich, dass er für seine Dienste weder Geld noch Anerkennung erhalten habe. Walther vertrat bisweilen ungewöhnliche Ansichten. Diese bescherten ihm unabhängig von seiner Literatur eine historische Bedeutung. Nachdem durch den Tod von Heinrich VI. 1197 der Konflikt zwischen Reich und Papsttum in eine neue Phase getreten war, ergriff Walther nachdrücklich Partei für die deutsche Unabhängigkeit und Einheit. Obwohl seine religiösen Gedichte zweifelsfrei die Festigkeit seines Glaubens zeigen, blieb er bis ans Ende seiner Tage ein erbitterter Gegner der Forderungen der Päpste, die er mit einer Erbittertheit angriff, die nur durch die Stärke seiner patriotischen Gefühle erklärt werden kann.

Er war bei der Krönung Philipps von Schwaben in Mainz anwesend und unterstützte diesen in der Folgezeit. Es entstanden die Reichssprüche, die die schlimme Zeit nach dem Tod des Kaisers Heinrich VI. verdeutlichen, sowie den Wunsch, Phillip als neuen König zu sehen und die Vorwürfe gegenüber dem Papsttum. Die ersten beiden Sprüche entstanden um 1198, der dritte hingegen erst 1201. Nach Philipps Ermordung 1209 sprach und sang er als Unterstützer von Otto von Braunschweig gegen Friedrich von Staufen, der am 9. Dezember 1212 auf Betreiben des Papstes in Mainz ebenfalls zum deutschen König gewählt wurde. Erst spät wandte er sich Friedrich II. zu, der ab 1212 der einzige Repräsentant des Reiches war. Da die Fürsten, die Auftraggeber Walthers waren, häufig im Thronstreit die Seiten wechselten, war auch Walther gezwungen - da er im Dienste seiner Herren stand und finanziell von ihnen abhängig war - häufiger die Seiten zu wechseln.

Der neue Kaiser zeigte sich für Walthers Einsatz für das Reich erkenntlich und gab ihm ein kleines Lehen in Franken, das ihm (obwohl er sich darüber beschwerte, dass es nur einen geringen Wert hatte) endlich das Heim und die feste Position gab, die er sich sein Leben lang gewünscht hatte. Dass Friedrich ihm darüber hinaus noch mehr Wohlwollen signalisierte, indem er ihn zum Tutor seines Sohns (des späteren Heinrich VII.) machte, darf bezweifelt werden, da diese Vermutung auf einem einzigen Gedicht beruht, das auch anders interpretiert werden kann. Auf jeden Fall hielt es Walther zunächst nicht lang auf seinem neuen Eigentum.

Im Jahre 1217 befand er sich wieder in Wien, ebenso wie 1219, nachdem Herzog Leopold VI. vom Kreuzzug zurückgekehrt war. Etwa um 1224 scheint er sich auf seinem Lehen bei Würzburg niedergelassen zu haben. Er drängte die deutschen Prinzen dazu, am Kreuzzug von 1228 teilzunehmen, und hat die Kreuzzugsarmee wahrscheinlich bis mindestens Tirol begleitet. Er starb etwa um 1230 und wurde wahrscheinlich in Würzburg begraben.