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Resselgasse

Joseph Ludwig Franz ResselJoseph Ludwig Franz Ressel, tschechisch Josef Ludvík František Ressel (* 29. Juni 1793 in Chrudim (Böhmen); † 9. Oktober 1857 in Laibach) war ein österreichisch/slowenisch/böhmischer Forstbeamter und Erfinder.

Ressel war einer der Erfinder des Schiffspropellers, und zwar derjenige, der ihn zur technischen Reife brachte. Damals schon wurde der Propeller auch Schraube genannt, weil er Ähnlichkeit mit der Archimedischen Schraube hatte.

Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Linz leistete der Sohn eines böhmischen Steuereintreibers seinen Militärdienst als Kartograf bei der Artillerie der Armee der österreich-ungarischen Monarchie. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit der Lösung von technischen Problemen. Nach seiner Militärzeit begann Ressel mit einem technischen Studium an der Universität von Wien. In seiner Wiener Zeit entwarf er 1812 einen Propeller als Antriebsmöglichkeit für Schiffe. Da Ressel die hohen Studiengelder in Wien nicht mehr zahlen konnte, musste er 1814 sein Studium abbrechen. Er bewarb sich um ein Stipendium an der Forstakademie in Mariabrunn, wurde aber als „zu schwach" abgelehnt. Über Beziehungen erhielt er eine Audienz beim Kaiser, dem er eine lebensechte Skizze der Völkerschlacht von Leipzig überreichte, die Ressel gezeichnet hatte. Der Kaiser war so von ihm angetan, dass er ihm das Stipendium aus seiner Privatschatulle bezahlte. Das Studium konnte Ressel 1817 mit Prädikat abschließen.

Ressel erhielt nach seiner Ausbildung einen Posten als Distriktförster in Pletriach (slowenisch Pleterje) in Unterkrain. Nach dem Wiener Kongress (1814/15), mit dem nach Triest auch Venedig unter österreichische Herrschaft gekommen war, wurde von Österreich-Ungarn die k. u. k. Kriegsmarine im Mittelmeer aufgebaut. Es wurden als Holzlieferanten für die kaiserlichen Werften große Wälder angelegt. Diese Wälder wurden von österreichischen Forstbeamten beaufsichtigt und gepflegt, darunter Josef Ressel. 1821 wurde er zum kaiserlich-königlichen Marineforstintendanten der küstenländischen Domäneninspektion in Triest ernannt. In seiner Freizeit arbeitete er weiter an seinem Schiffspropeller. Durch die Versetzung in die Hafenstadt Triest eröffnete sich für Ressel auch die Möglichkeit, seine Modellversuche in der Praxis fortzusetzen. Allerdings stieß er bei Schiffseignern und Reedern auf breite Ablehnung, die weiter auf Segel oder Schaufelrad als Schiffsantrieb setzten.

Zwei italienischen Kaufleuten war es zu verdanken, dass Ressel seine Erfindung an einem ausgemusterten Segelschiff ausprobieren konnte. Er ließ bei dem Mechaniker Hermann eine Schiffsschraube mit einem Durchmesser von einem halben Meter bauen. Die praktischen Versuche mit dieser durch eine Handkurbel angetriebene Schraube verliefen erfolgreich. Am 11. Februar 1827 erhielt Ressel auf seine Schiffsschraube in Österreich ein Patent, Privilegium genannt. Seine Bemühungen um Finanzierung des Patents scheiterten ebenso wie der Versuch der Gründung einer Österreichischen Schraubendampfschiffahrts-Gesellschaft.

Enttäuscht zog sich Ressel in sein Forstamt zurück. 1829 unternahm er eine Reise nach Paris und ließ dort erneut eine Schiffsschraube bauen, die er einem begeisterten Publikum erfolgreich vorstellte. Da es Ressel aber versäumt hatte, mit der ausführenden französischen Firma einen Vertrag über die Nutzung der Schraube zu schließen, wurde er von Geschäftemachern um den Erfolg seiner Arbeit betrogen.

In Österreich wurde man auf Ressels Erfindung nach den Pariser Erfolgen erneut aufmerksam. In Triest wurde 1829 in der Werft von Odorico Panfilli das von einer sechs PS (4,4 kW) starken Dampfmaschine und von einer Resselschraube mit 1,58 m Durchmesser angetriebene Dampfschiff „Civetta“ erbaut. Die erste Versuchsfahrt am 1. Juli jenes Jahres verlief mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten (11 km/h) zunächst erfolgreich, musste dann allerdings nach dem Bruch eines weichgelöteten Dampfrohres abgebrochen werden. Nach diesem Fehlschlag erreichten die Kritiker Ressels beim Polizeichef von Triest ein Verbot der Reparatur der Maschine sowie die Untersagung der Fortsetzung der Versuche mit der „Civetta“. Ressel prozessierte zwar sofort gegen das Verbot, der Prozess zog sich aber über Jahre hin, und die Gerichtskosten ruinierten ihn. Außerdem wurde er von Triest zu einer neuen Dienststelle im Landesinneren (Motovun in Istrien) versetzt.

Als 1840 der britische Schraubendampfer „Archimedes“ nach Triest kam, reiste Ressel erneut in die Stadt. Er fand bei dem von Francis Pettit Smith im Jahre 1838 gebauten Schiff seine Ideen und Vorstellungen umgesetzt, ohne selbst die gebührende Anerkennung erzielt zu haben. Verbittert trat Ressel die Heimreise an.

Smith hatte zwar wesentlichen Anteil an der Einführung und Verbreitung der Schiffsschraube in der Hochseefahrt, war aber nicht deren Erfinder. Deshalb schrieb die britische Regierung 1852 einen Preis von 20.000 Pfund Sterling für den „wahren Erfinder der Schiffsschraube“ aus, der dann allerdings seine Erfindung auch beweisen musste. Ressel schickte daraufhin alle seine Unterlagen an die britische Admiralität nach London, erhielt jedoch nie eine Antwort. Auf Anfrage wurde ihm mitgeteilt, dass seine Unterlagen „verlorengegangen“ seien. Der Preis wurde schließlich unter fünf Briten aufgeteilt.

Enttäuscht zog sich Joseph Ressel völlig zurück, blieb Forstbeamter – er bezeichnete sich selbst als „Förster ohne Wald“ – und starb im Laibacher Moor an Typhus. Erst Jahre später erfuhren Ressel und seine Erfindung eine späte Würdigung. Heute gilt er als der wohl berühmteste deutsch-böhmische Forstmann.

Die Weizer Resselgasse erhielt 1956 ihren Namen.