Home > Gemeinde > Stadtinformation & Geschichte > Weiz-Lexikon

Mosdorfer, Balthasar

bgm_mosdorfer_balthasarCaspar Melchior Balthasar Mosdorfer (* 10. 4.1820, † 1876), erster Bürgermeister des Marktes Weiz 1851 - 1860.

Balthasar Mosdorfer verbrachte die Jugendzeit zur "Erziehung" in Graz. Er dürfte ein kaufmännische Ausbildung genossen haben. Im Jahr 1834 ehelichte er Maria Magdalena Mihurko (* 1814), die Tochter von Anton und Josepha Mihurko aus Weiz. Noch im selben Jahr übernahm Balthasar den Weizer Betrieb.

Die Wurzeln des Werkes Mosdorfer lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals ließ sich das eisenverarbeitende Gewerbe am Weizbach nieder und errichtete dort die ersten Hämmer. Bereits kurz nach der Gründung des Marktes Weiz gewannen auch Mühlen immer mehr an Bedeutung und ließen ein erstes Handwerkszentrum entstehen. Schon 1425 wurde "in der Erlach" neben der Hofmühle ein Eisenhammer mit Wasserradantrieb betrieben. Die damaligen Besitzer aus dem Geschlecht der Krottendorfer waren während der Türkenbedrohung aus dem Osten im ganzen Land berühmt für ihre Erzeugnisse.

Die Krottendorfer

Die Tatsache, daß der Weizbach im Winter nicht zufriert und der Waldreichtum, der eine gute Versorgung mit Holzkohle garantierte, waren gute Voraussetzungen dafür, daß hier schon für das Mittelalter ein Eisenhammer mit Wasserantrieb nachzuweisen ist.

Dieser alte Eisenhammer war das erste Gebäude, das später von den Mosdorfern zur Klingenfabrik ausgebaut wurde. Das Gebäude dürfte auf die Radmannsdorfer Herrschaftsmühle zurückgehen, die bereits 1425 genannt wurde und die älteste auf Weizer Boden ist. Im Jahre 1435 besaß ein gewisser Leonhard am Hammer die zugehörige Hube und eine weitere in Krottendorf. Er war der Begründer des Hammerherrengeschlechtes der Krottendorfer.

Ende des 16. Jahrhunderts brachte die steigende Türkenbedrohung an der windisch-kroatischen Grenze den Krottendorfern zahlreiche Aufträge ein. Für die Ausrüstung des Landesaufgebotes wurden zahlreiche Dusäggen (= Blankwaffe) und ungarische Säbelklingen hergestellt. Christoph Krottendorfer wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Lieferant der berühmten Grazer Bihänder im Zeughaus genannt. Die damalige Produktion muß so beachtlich und qualitativ hochwertig gewesen sein, daß sogar Bethlen Gabor, ein Vasall der vordringenden Türken, seine Ausrüstung bei dem Weizer in Auftrag gab. Die Habsburger reagierten daraufhin mit einem Waffenausfuhrverbot.

Auch im zweiten Türkenkrieg (1683 – 1791) war Thoman Lehr, der in die Familie Krottendorfer eingeheiratet hatte, Hauptlieferant von Säbelklingen. Nach 300 Jahren gab es keine männlichen Nachkommen mehr. Josef Mosdorfer, ein Klingenschmiedgeselle im Hammerwerk, ehelichte die Witwe des 1711 verstorbenen Thoman Lehr, Anna Maria. Seit dem Jahre 1712 firmiert das Hammerwerk unter dem Namen Mosdorfer.

In den Folgejahren erhielt die Firma große Klingenaufträge durch die kaiserliche Armee. 1773 erwarb Anton Mosdorfer eine "in der Erlach" gelegene Rohrschmiede, die die Produktion von Handfeuerwaffen, später auch Gewehrläufen, Ladestöcken und Bajonetten ermöglichte. Da die Produktion nie eine besondere Größe erreicht haben dürfte und keinen sicheren Erwerb versprach, bewarb sich Anton Mosdorfer um die Errichtung einer Sensenschmiede und eines Zerrennfeuers, das zur Eisengewinnung aus Vordernberger Flossen diente. 1784 erhielt er die "Conzessionen" dazu.

Nach der wirtschaftlichen Erschütterung durch die Franzosenkriege, als die Industrie unter der anhaltenden Geldentwertung litt, trat die Klingenerzeugung immer mehr in den Hintergrund gegenüber der rasch anwachsenden Sichelfabrikation – 1814 wurde sie endlich ganz aufgegeben.

In dieser Zeit erstand mit Balthasar Mosdorfer, dem späteren Bürgermeister von Weiz, dem Werk zur rechten Zeit der rechte Mann.

Balthasar Mosdorfer (1820 – 1876)

Unter Balhasar Mosdorfer erfuhr das Werk einen sensationellen Aufschwung. Als er den Betrieb im Jahre 1834 übernahm, bestand dieser aus Zerren- und Sensenhammerwerk mitsamt Klingen- und Rohrschmiede. Der Bau des heutigen Herrenhauses bezeugt den wirtschaftlichen Aufschwung, den das Werk zur Zeit Balthasar Mosdorfers erfuhr. Unter seiner Leitung gelang es, die Erzeugung um das Siebenfache zu erhöhen.

Im Jahre 1847 war das bestehende Werk den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen und so entschloß man sich zum Bau eines neuen Werkgebäudes, des Mühlsichelhammers. Nicht nur dadurch konnte die Leistungfähigkeit des Werkes auf eine Produktion von 200.000 Sicheln jährlich gesteigert werden, sondern auch durch die Erfindung des Bessemerverfahrens (1856, Harry Bessemer): Bis dahin zwangen Verunreinigungen des Roheisens und der hohe Stahlpreis dazu, daß der Schmied durch das "Gerben" des Stahls das Ausgangsmaterial für seine Erzeugnisse selber herstellen mußte. Der Stahl mußte ausschmiedet werden, damit Risse und Einschlüsse entdeckt werden konnten; danach wurde der Stahl übereinanderlegt und anschließend verschweißt.

Mittels des neuentwickelten Bessemerverfahrens, durch das der Kohlenstoffgehalt des Roheisens so weit reduziert werden konnte, daß das Eisen ohne Vorbehandlung schmiedbar wurde,konnte Stahl wesentlich einfacher hergestellt werden. Dazu wurde Eisen in ein mit kieselsäurehaltigen feuerfesten Steinen ausgekleidetes Gefäß gefüllt. Nach dem Aufrichten des Gefäßes wurde Luft durch das Roheisen geblasen. Dadurch fand eine schnelle Verbrennung des Kohlenstoffes statt. Das Bessemerverfahren brachte eine Verbesserung und Verbilligung der Stahlproduktion.

Balthasar Mosdorfer wagte es nun, Sicheln in "Massenproduktion" zu schmieden, und steigerte schließlich die Produktion auf 350.000 Stück pro Jahr.

Literaturhinweis:

Waltraud Froihofer, KNILL. Chronik einer erfolgreichen Firmengruppe. Weiz 2001.