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Ludwig-Schlacher-Gasse

Ludwig Schlacher, * 4.8.1856 in Altenmarkt, † 14.11.1925 in Weiz, Buchhalter.

Am 4. August 1856 wurde Ludwig Schlacher in Altenmarkt geboren, besuchte die Volksschule zunächst in Altenmarkt, dann in Fürstenfeld und trat anschließend mit den ersten Schülern in die eben gegründete Landesbürgerschule zu Fürstenfeld ein. Danach besuchte er die Handelsschule Dr. Fink in Graz, von wo er, noch nicht 20-jährig, nach Weiz kam; mit unserem Ort verbanden ihn ja mehrfache verwandtschaftliche Beziehungen. Sein Fleiß, seine Zuverlässigkeit und Geschicklichkeit mag den Initiator zur Gründung der Sparkasse in Weiz, Johann Pichler, nun sein erster Arbeitgeber, zu dem wohl nicht leicht gefassten Entschluss bewogen haben, nach dem Tod des bisherigen Buchhalters der Sparkasse Ludwig Schlacher die größere Aufgabe der Geschäftsführung der Sparkasse anzuvertrauen. Am 10. Juli 1877 trat Ludwig Schlacher den Dienst bei der Sparkasse in Weiz an.

In der Gemeindevertretung wirkte Ludwig Schlacher als Obmann der Finanz- und der Rechtsabteilung, er arbeitete die Voranschläge aus und legte die Jahresrechnungen. Ein bezeichnendes Licht auf die Gewissenhaftigkeit seines Handelns mag der Antrag werfen, mit dem er seine Enthebung als Kassier der Marktgemeinde begründete; sein verwandtschaftliches Verhältnis zu dem nach dem Rücktritt Franz Mosdorfers zum Bürgermeister gewählten Gewerken Johann Schlacher halte er mit der Beibehaltung dieses Amtes für unvereinbar. 1909 gelang Ludwig Schlacher, was bis dahin unerreichbar schien: die geordnete Übertragung des Bürgerschaftsvermögens in das der Gemeinde und damit den Weg zu bahnen für eine weitere Aufwärtsentwicklung unseres Ortes. Es war in der Tat eine Sternstunde, als er der Gemeindevertretung diese seine ihn schon lang und eingehend beschäftigenden Gedanken vortrug, für deren Verwirklichung er dann unermüdlich, ja rastlos arbeitete. Am 27. Oktober 1910 war der große Tag, an dem das Sparkassengebäude am neu gestalteten Hauptplatz in festlichem Rahmen eröffnet werden konnte, und Monate später nur war auch der Schulbau im Schlossgarten vollendet.

Als Obmann des Bauausschusses war Ludwig Schlacher unermüdlich für den Ausbau der Wasserleitung tätig.

Nach dem unerwarteten Tod seiner Frau erbat er sich im Mai 1911 Krankenurlaub, am 1. Juni 1911 trat er nach 35-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand, nicht ohne für wohl vorbereitete Nachfolge gesorgt zu haben: Die Leitung der Sparkasse wurde nun seinem Sohne Josef Schlacher übertragen. Für Vater Ludwig Schlacher war es kein Ruhestand. Als nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges Josef Schlacher zu den Fahnen musste, stellte Ludwig Schlacher sich aus eigenem wieder in den Dienst der Sparkasse, führte in dieser Zeit noch das aktive Kontokorrentgeschäft ein und hielt den Geschäftsbetrieb mit etlichen Praktikanten auch aufrecht, als einer um den anderen seiner Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Noch während des Krieges fand seine Tätigkeit durch die Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens mit der Krone Anerkennung, und mit Beschluss vom 7. August 1919 wurde Ludwig Schlacher unter gleichzeitiger Verleihung des Titels Amtsdirektor in den nun wirklichen Ruhestand übernommen. Er konnte sich dessen nicht lange freuen. Die Anstrengungen hatten seine Gesundheit völlig untergraben und seine Kräfte erschöpft: Am Vormittag des 14. November 1925 raffte ihn die tückische Weizer Krankheit dahin, die umschrieben auch Nervenfieber genannt wurde: Typhus. Aus dem ganzen Bezirk und weit darüber war die große Trauergemeinde gekommen, die am 16. November 1925 für immer von Ludwig Schlacher Abschied nahm. Ein Ehrenbürger, ohne dass ihm diese Auszeichnung im Leben oder posthum ausdrücklich zuteil zu werden brauchte.

Die Ludwig-Schlacher-Gasse erhielt bereits 1927 ihren Namen.