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Hans-Sutter-Gasse

Hans Sutter, * 13. Dezember 1814 in Weiz, † 21. Februar 1888 ebenda, Musikerzieher und Komponist

Der 1560 in Mößkirch in Baden geborene Johann Sutor ist der erste in der Reihe der uns bekannten Sutter, die darauf hielten, ihren Erstgeborenen Johann zu taufen.

Einer der Nachfahren, Andreas, hatte sich der Überlieferung nach 1797, aus Gonobitz zuwandernd, in Weiz im Hause Nr. 62 (Göttelsbergweg 8) niedergelassen und im Jahr darauf gemeinsam mit seiner jungen Frau um den Wert von 970 Gulden von dem Maurermeister Anton Holzerbauer das ehemals Träressche Tischlerhaus 69 (Hauptplatz 10) laut Tauschvertrag vom 10. Juli 1798 erworben. Andreas Sutter, "bürgerlich personell Seifensieder", war mit der Tochter des Oberamtmannes Kaltenbrunner von Thannhausen verheiratet.

Am 13. Dezember 1814 kam Johann in dem Haus Nr. 69, heute am Hauptplatz 10, zur Welt. Seine früheste Jugend wird sich kaum von der anderer unterschieden haben. Hans Sutter wurde Lehrer. Wir wissen, dass er als solcher und als Regens chori zu Mariahilf in Graz gewirkt hat. 1861 ersuchte er aus Gesundheitsgründen um Beurlaubung an, kehrte danach aber nicht mehr zum Lehrberuf zurück. Sutter ging nach Pöllau. Dort wurde er der erste Chormeister des 1860 gegründeten Musik- und Gesangvereines. Er muss einigermaßen begütert, sicher mit einem Erbe seiner Eltern bedacht worden sein, denn er konnte in Pöllau das Posthaus mit dem Gasthof übernehmen. Am 28. November 1865 ehelichte der nun gut vierzigjährige Postmeister, Musiker und Gastwirt seine Frau Klara, geb. Grawatsch. Nach nur dreijähriger Ehe starb die erst dreißigjährige junge Frau am 5. Dezember 1868. Hans Sutter gab daraufhin die Postmeisterstelle auf, veräußerte seinen Besitz und kehrte 1872 nach Weiz zurück. Er lebte nun ausschließlich von der Musik. Sein gut bürgerliches Barvermögen gestattete ihm dies.

In der Musik und in der Umwelt seiner Heimat fand er die Lebensfreude wieder, sein offenes und heiteres Wesen gewann ihm viele Freunde. Hans Sutter war ein Musiker mit Leib und Seele und hielt auch, wenn es not tat, seine Meinung nicht zurück, wo es um das Verständnis ging. Er liebte die Geselligkeit und war eins mit Musikern und Sängern, deren Kapell- und Chormeister er war, wie er auch die Jugend Musik lehrte. Sein Klavier- und Orgelspiel wurde gerühmt. Täglich führte sein Weg in die Taborkirche, deren Regens chori er nun war. In dieser Zeit seines reifen Lebens entstanden viele seiner größeren und auch gelegentlichen Kompositionen, von denen wir heute nur zum Teil noch wissen.

In der Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1888 starb Hans Sutter. Die Worte an seinem Grabstein erinnern an eine seiner Kompositionen Aus ist aus, zu früh entrissen:Der Kunst und uns zu früh entrissen, in Grabestille ruhst du hier; wie schwer, dein liebes Wort zu missen, wie hart, getrennt zu sein von dir.

Die Erinnerung an den Musiker Hans Sutter blieb lange erhalten; seine Werke wurden im Tabor bis in unsere Zeit gern, vereinzelt auch am Weizberg noch gesungen. Wie die Glocken düster dröhnen erklang bis in unsere Tage an vielen Gräbern, nicht nur in Weiz. Julius Polzer, ein obersteirischer Musiker, Sutters erster Nachfolger am Tabor und Leiter der Musik- und Chorschule, widmete sein Opus 94 dem Andenken des Tondichters, einen nach Motiven aus Hans Sutters Chören gesetzten Trauermarsch. Im Jahre 1907 ehrte die Gemeindevertretung ihren heimischen Künstler durch die Benennung eines Straßenzuges in Hans-Sutter-Gasse. Der Gedanke, ihm auch ein Denkmal zu errichten, stand vor allem aus Anlass der Umgestaltung des Hauptplatzes und der Errichtung der Taboranlage nahe vor der Verwirklichung. Die notwendigen Mittel waren durch ein von Hans Sutter seinen Freunden für den Totenschmaus gewidmetes Legat, das diese jedoch sein Andenken nachhaltiger ehrend verwendet wissen wollten, und durch Musikveranstaltungen schon seit Jahren gesammelt hatten, gesichert. Aus Anlass eines oststeirischen Sängertreffens sollte das Denkmal am 6. August 1911 enthüllt werden. Es ist nie dazu gekommen. Meinungsverschiedenheiten sowohl um die Taboranlage wie auch das Denkmal ließen das Vorhaben zunächst verschieben, dann vergessen. Erst 1931 fand es teilweise Verwirklichung durch die Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus Hans Sutters.

Von den Werken Hans Sutters konnte 1931 der damalige Chorleiter des Singvereines Weiz, Hans Reithofer, aus dem Nachlaß Schuldirektor Heinrich Klotzingers noch verhältnismäßig viel vorfinden: Mein Österreich, ein Männerchor mit Tenorsolo, ist 1856 als Opus 63 bezeichnet! 1858 druckten A. Leykams Erben den Trauermarsch für Pianoforte Nachklänge an Radetzky, aus dem Jahre 1860 stammte ein Duett für zwei Bassstimmen mit Gitarrenbegleitung Der zerstreute Zecher, Opus 92. 1862 schuf Sutter zur Einweihung der Frauensäule in Weiz eine Hymne für Orchester und Viergesang, auch ein heiterer Kanon, Die Nani sagt, sie kriagt an Mann, entstand im selben Jahr. Eine Cavatine aus dem Jahre 1884 trug den Vermerk "Zur Genesungsfeier meines lieben Freundes S.W.H.F.M." (Seiner Wohlgeboren Herrn Franz Mosdorfer? Bürgermeister Franz Mosdorfer zählte zu Sutters besten Freunden). Unter mehreren Märschen wies ein Feuerwehrmarsch die Jahreszahl 1874 auf. 1885 schuf er ein großes Orchesterwerk, Rückblick in eine schöne Vergangenheit. Weit bekannt und viel gesungen wurden die vom Steirischen Sängerbund aufgelegten Männerchöre Steirisches Sängerlied mit dem Wortlaut Peter Roseggers: "Die Morgenglut der Gletscherwand" und der Trauerchor Wie die Glocken düster dröhnen. Hans Sutter hat auch das Trinklied Theodor Körners Kommt, Brüder vertont. Hans Reithofer sichtete noch an die vierzig vierstimmige Männerchöre, solche mit Solostimmen scheint Hans Sutter mit Vorliebe geschrieben zu haben, aber auch A-capella-Chöre und Chöre mit Klavier- oder Instrumentalbegleitung fanden sich, unter geistlichen Liedern Marienlieder für gemischten Chor, Litaneien, Segen- und Messlieder mit lateinischem und deutschem Wortlaut, auch Urschriften von Schlummer-, Marsch- und anderen Liedern wie auch Konzertlieder für Einzelstimmen, mit Klavierbegleitung, Terzette und Duette für Frauenstimmen. Sich selber schrieb er den Trauerchor Aus ist aus mit Baritonsolo. Die Aufzählung ist eine nur lückenhafte, viele der Werke Hans Sutters werden wohl für immer verschollen bleiben. Außer in Weiz fanden sich seinerzeit auch im Haus Dr. Sutters in Fürstenfeld von Hans Sutter eigenhändig gezeichnete Werke; sie sind, mit geringen Ausnahmen, verloren.

Aus ist aus wurde zu Hans Sutters Lebzeiten für ihn und mit ihm gesungen und wiederholt. Anlass oder Abschluss feuchtfröhlichen Beisammenseins. Im seinerzeitigen Café Merganz befand sich ein großes Gemälde, das manchen Gast in einer nur den Zeitgenossen deutbaren Art darstellte; Hans Sutter war darauf als Fischer zu finden. Vielleicht verhielt es sich damit wie mit dem Weidwerk, dem er mit großem Eifer nachging.