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Europa-Allee

Seit dem 1.1.2000 trägt die Europa-Allee ihren Namen.

Schon lange hatte man eine Umbenennung der vormaligen Kernstockstraße überlegt. Intensive Diskussionen im Gemeinderat und ein eigens dafür eingesetzter Ausschuss führten schließlich zur Umbenennung in Europa-Allee. Damit wollten die Stadtväter ein deutliches Zeichen für eine die eigenen Grenzen überschreitende offene Geisteshaltung und für ein Modell Europa setzen.

Ottokar Kernstock, eigentlich Otto Kernstock, * 25. Juli 1848 in Marburg an der Drau (Maribor), Untersteiermark (heute Slowenien), † 5. November 1928 auf dem Schloss Festenburg, Steiermark, österreichischer Dichter, Priester und Augustiner-Chorherr.

Otto Kernstock wurde in Marburg, der Heimatstadt seiner Mutter, geboren, wo er mit seinen zwei jüngeren Geschwistern auch seine ersten Lebensjahre verbrachte. Sein Vater stammte aus Prachatitz (heute Prachatice im Böhmerwald). 1855 übersiedelte die Familie nach Graz. Nach seiner Reifeprüfung studierte er zunächst Rechtswissenschaften und wurde Mitglied der Akademischen Sängerschaft „Gothia“.

1867 trat er in das Chorherrenstift Vorau ein, wo er den Ordensnamen Ottokar erhielt. 1871 wurde er zum römisch-katholischen Priester geweiht. Kernstock war zunächst Archivar und Bibliothekar des Stiftes und wirkte ab 1873 als Kaplan in Waldbach, Sankt Lorenzen am Wechsel und Dechantskirchen. Von 1889 bis zu seinem Lebensende war er Pfarrer von Festenburg in der Oststeiermark.

Von 1875 an veröffentlichte Kernstock historische und belletristische Werke. Nachdem er 1889 sein Amt als Pfarrer in Festenburg angetreten hatte, begann er Lyrik in der Tradition der Spätromantik zu verfassen; oft mit deutschnationalen Inhalten.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er 1901 mit dem Gedichtband „Aus dem Zwingergärtlein“ bekannt und erreicht so bald ähnliche Popularität wie sein Freund, der Schriftsteller Peter Rosegger. Während des Ersten Weltkriegs trat er im zusammen mit Peter Rosegger verfassten Gedichtband „Steirischer Waffensegen“ (1916) mit chauvinistisch-blutrünstiger Kriegslyrik hervor. 1920 schuf Kernstock den Text der offiziellen österreichischen Bundeshymne von 1930 bis 1938 (zur Melodie von Gott erhalte, Gott beschütze, Hymne bis 1918, und von Deutschland, Deutschland über alles). Ursprünglich als Deutschösterreichische Volkshymne betitelt und Teil des Gedichtbands Der redende Born (1922), wurde Sei gesegnet ohne Ende per Ministerratsbeschluss am 13. Dezember 1929 zur Bundeshymne erklärt. Im Jahr 1923 verfasste er das „Hakenkreuzlied“ für die Fürstenfelder Ortsgruppe der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP). Das Lied wurde im Wahlkampf in den sudetendeutschen Gebieten der Tschechoslowakei eingesetzt und löste Proteste der Christlich-Sozialen Partei und der katholischen Kirche aus. Kernstock verwahrte sich dagegen, ein „Hakenkreuzler“ zu sein und verteidigte sich damit, dass er ein Gedicht geschrieben habe „das den idealen Zielen galt, die ursprünglich den Hakenkreuzlern vorschwebten und mit denen sich jeder brave Deutsche einverstanden erklären musste.“

In Österreich wurden nach seinem Tod zahlreiche Straßen und Plätze nach Kernstock benannt - so auch in Weiz im Jahre 1930. Nach dem Anschluss 1938 wurden vor allem das Hakenkreuzlied von den Nationalsozialisten zur Propaganda verwendet. Nach 1945 geriet er zunehmend in Vergessenheit. Teilweise wurde die Benennung von Straßen und Plätzen - oft erst nach längeren Debatten - rückgängig gemacht.